In diesem Interview gewährt Gerhard Kracher persönliche Einblicke in sein Leben, seine Arbeit und seine Träume. Von seiner Leidenschaft, den perfekten Wein zu kreieren, über die enge Verbindung zu seinem verstorbenen Vater, bis hin zu den Herausforderungen des Klimawandels im Weinbau, gibt Gerhard Kracher einen faszinierenden Einblick in die Welt der Süßweinproduktion.
Stellen Sie sich vor Sie wären eine Rebe: Welche Rebsorte wären Sie dann?
Welschriesling. Das ist die Leitsorte für Süßwein hier im Burgenland. Welschriesling hat als Botrytiswein ein unglaubliches Alterungs-potenzial. Die Komplexität der verschiedenen Aromen ist einzigartig.
Was ist Ihr Leibgericht und welchen Wein trinken Sie dazu?
Palatschinke mit Marillenmarmelade (die Marmelade am besten von Staud’s aus Wien); dazu Welschriesling TBA, mindestens 10 Jahre alt.
Wie sieht für Sie ein glücklicher Tag aus?
Der erste Tag der Süßweinernte, bei perfekter Botrytis und mittags kommen die ersten Trauben rein und ich sehe dass die Qualität großartig ist. Das beruhigt und macht richtig glücklich.
Welches Restaurant ist Ihr Lieblingsrestaurant?
Das ist für mich sehr schwer zu sagen, da ich sehr viel reise. Meistens suche ich mir Restaurants nach der Weinkarte aus. Zum Glück haben Restaurants die eine ordentliche Weinkarte meistens auch wirklich tolles Essen. Und wenn nicht, dann trink ich halt mehr. ;)
Was bestellen Sie bevorzugt in Ihrem Lieblingsrestaurant?
Großartigen Wein. Beim Essen kommt es immer darauf an, wo ich gerade in der Welt bin.
Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne fünf Stunden verbringen?
Einen Nachmittag mit meinem Vater (verstorben 2007) und Pierre Meslier (leider kürzlich verstorben) in Sauternes im Garten von Pierre Mesliers Château Raymond-Lafon. (Bevor die Familie das Château Raymond-Lafon erwarb, war Pierre Meslier viele Jahre Leiter von Yquem.) Pierre war einer der Lehrmeister meines Vaters und hat den Stil unseres Weingutes geprägt wie kein anderer. Pierre erlaubte Ende der 70er meinem Vater Einblicke in die Süßweinproduktion des Sauternes. Danach wurden sie sehr gute Freunde und ich durfte oft dabei sein, wenn sie sich trafen. So einen Nachmittag noch einmal mit all dem Wissen der beiden über Wein erleben zu dürfen, wäre unglaublich.
Wie möchten Sie diese fünf Stunden mit dieser Persönlichkeit verbringen?
Siehe oben, Frage 6.
Haben Sie eine persönliche To-do-Liste mit konkreten Punkten, welchen Punkt möchten Sie unbedingt erledigen?
Den perfekten Wein zu machen. Das ist zwar eine Aufgabe, die höchstwahrscheinlich nicht vollendet werden kann, aber ich versuche es jedes Jahr aufs Neue.
Wie entspannen Sie sich nach getaner Arbeit?
Schwimmen und fischen.
Was ist Ihr Traum?
Wein zu machen. Den habe ich mir bereits erfüllt.
Was ändert sich durch den Klimawandel auf Ihrem Weingut?
Der Klimawandel ist erst am Anfang. Bis jetzt haben sich die Bedingungen dadurch in unserer Region verbessert. Wir wissen aber, wenn es so weitergeht, wird es nicht so bleiben. Die Wetterextreme werden auch bei uns mehr. Die nächsten Jahre müssen wir die Entwicklung genau beobachten. Wenn es noch wärmer wird, werden wir vielleicht bald andere Sorten anpflanzen müssen. Spätestens die nächste Generation steht hier vor einer enormen Herausforderung.
Wie haben Sie die Nachfolgegeneration für die Zukunft vorbereitet?
Noch gar nicht, unsere Kinder sind noch klein. Zuerst ist es wichtig, dass man ihnen die richtigen Werte mitgibt. Ob sie dann Winzer werden wollen oder nicht, wird sich zeigen. Ich sage ihnen schon jetzt, dass sie das machen sollen, wenn sie größer sind, was ihnen wirklich Spaß macht, und sie müssen es mit Liebe machen, ansonsten ist es vergeudete Zeit.
Wenn Sie Ihr Leben noch einmal von vorn beginnen und die Rahmenbedingungen selbst bestimmen könnten: Wo möchten Sie auf die Welt kommen?
Genau hier in Illmitz.
In was für eine Familie möchten Sie geboren werden?
Familie Kracher
Welchen Beruf möchten Sie ausüben?
Winzer.
Was würden Sie auf der Welt ändern?
Vieles, aber das sprengt hier den Rahmen.
Was oder wer hat Sie am meisten geprägt?
Mein Vater. Er hat unter schwierigsten Bedingungen unser Weingut weltberühmt gemacht.
Welche Arbeit nehmen Sie mit nach Hause?
Meist nehme ich mir eher unangenehme Dinge nach Hause, die ich den ganzen Tag zur Seite geschoben habe, wie Administration; aber auch da sage ich mir, das gehört dazu zum Winzersein, am nächsten Tag bin ich ja eh wieder im Keller und dann macht‘s gleich wieder Spaß.
Was möchten Sie als Mensch noch erreichen?
Vielleicht etwas gelassener sein, wenn mal etwas nicht so funktioniert, wie ich mir das vorstelle.