Dieser Wein ist das erste Mal im Jahrgang 2011 entstanden. Mein Großvater Alois Kracher sen. hat mir sehr oft von den „trockenen“ Reserve-Weinen erzählt, die in der Region in den 50ern und 60ern produziert wurden. Diese Weine wurden sehr spät geerntet (Ende Oktober), zu einer Zeit, wo man auch die Süßweinernte begann. Die Trauben waren reif bis überreif und hatten einen guten Teil frischer, nicht eingetrockneter Botrytis Beeren dabei, bis zu 20%. Dadurch hatten diese Weine eine hohe Konzentration, viel Tiefgang, eine verspielte Salzigkeit und viel Frucht. Langer Ausbau von 2- 4 Jahren in Eichenfässern zwischen 300-1.000 Litern machte den Wein zugänglich und harmonisch. Es waren spezielle Weine, die nur selten und oft nur zu speziellen Anlässen wie zur Geburt eines Kindes oder zur Hochzeit produziert wurden. Leider kamen sie Mitte der 70er aus der Mode und gerieten in Vergessenheit.
Ich war viele Jahre der Überzeugung, dass ein solcher Wein sehr schwer am Markt zu etablieren sei, da der Wein durch seine Machart in manchen Jahren trocken und in anderen wieder halbtrocken war und der Konsument das wohl schwer verstehen würde.
Im Jahr 2011 während der Ernte, mitten in der Nacht, fielen mir die Erzählungen über diesen Weintypus wieder ein. Ich beschloss es zu versuchen. Ohne jede Möglichkeit diesen Stil je probiert zu haben, verließ ich mich auf die Geschichten meines Großvaters und auf meine Intuition. So entstanden die ersten 3 Fässer. Es sollte eine Cuvée aus Welschriesling, Chardonnay und Scheurebe werden. Welschriesling für die Eleganz, Chardonnay für die Konzentration und den Körper und Scheurebe für die exotische Frucht. Für den Ausbau wurden neue Barriques gewählt. Nachdem ich wusste, dass der Wein sehr intensiv und hoch in der Konzentration sein würde, waren neue Fässer ideal. Durch den Luftaustausch durch die Poren (die bei neuen Fässer offener sind) würde der Wein seine Harmonie finden.
Nach 3,5 Jahren wurde der Wein gefüllt und er schmeckte wie in den Beschreibungen meines Großvaters:
In der Nase Wiesenblumen, die im Frühling im Nationalpark blühen. Am Gaumen gelbe Früchte, Ringlotten, ein Hauch von Ananas und Pfirsich. Im Abgang angenehme Säure unterlegt von Kräutern und, was diesen Wein trotz seiner Konzentration fast leichtfüßig erscheinen lässt, ein salziger und fruchtiger Nachhall.
Der Wein war und ist in den meisten Jahren halbtrocken, obwohl er trocken schmeckt. Meine Befürchtung, dass durch dieses kleingeschriebene Wort „halbtrocken“ am Rückenetikett viele Kunden den Wein nicht kaufen würden, bewahrheitete sich zum Glück überhaupt nicht. Der Wein fand sofort große Akzeptanz und ist seit dem Jahrgang 2011 ein wichtiger und nicht mehr wegzudenkender Bestandteil unseres Sortiments.
Leider konnte Alois Kracher sen. diesen Wein nicht mehr verkosten. Er hätte ihn sicher gerne getrunken. Ich wünschte, ich hätte schon Jahre vorher auf ihn gehört und diesen Wein produziert. Als kleines Dankeschön ist dieser Wein ihm gewidmet und trägt den Namen K, den ersten Buchstaben aus unserem Familiennamen.